Die Nibelungen!

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Die Nibelungen!

der nibelungen lied frei nach ebendiesem und einem gewissen friedrich hebbel. uraufführung.

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Inszenierung&Bühne Markus Steinwender Stück Markus Steinwender und Mathias Schuh Ausstattung Rafaela Wenzel Musik Mathias Schuh Spiel Anne Christin Rommel, Simone Neumayr; Andreas Baumgartner, Gerhard Greiner, Thomas Schächl, Mathias Schuh Produktion theaterachse Dramaturgie Ina Bachl Technik Erich Posch Premiere 13. Juli 2000, Miltenberg/Main

Pressestimmen

„Ein Konrast zur Kulisse ist die eigenwillige Inszenierung des deutschen Sagenstoffs: Der mittelhochdeutsche Minnesang des Dietrich von Bern ist unterlegt mit HipHop-Musik, Siegfried auf Reisen mit einem Alu.Koffer. Der Bericht über den Wettkampf König Gunthers mit der starken Brunhild kommt übers Radio – „CNN Radio News. Volker Spielmann live aus Isenland.“ Der letzte Kampf der Nibelungen gegen Kriemhlid und die Hunnen ist in grelles, flackerndes Stroblicht getaucht. Dazu wieder das Radio – diesmal der Volksempfänger mit Kampfparolen von Joseph Goebbels, der auch die Nibelungesage in seine Propaganda verwebt. Mehrere Minuten schallt die Nazistimme über den Burghof, den Zuschauer überläuft es kalt, und das liegt nicht nur an der Temperatur. Die TheaterAchse hat die Schreckensgeschichte in unserer Zeit geholt.“
Passauer Neue Presse, 08.08.2000

Ein knapp zweistündiger, rasanter Galopp durch die Hebbelschen Dramen, gekürzt, gerafft und dort wieder begradigt, wo sich der Dichter allzu weit von der ursprünglichen Form des Nibelungenliedes entfernt hatte. Nur sechs Akteure und spärliche Kulissen entfalten den bunten Bilderbogen der Schauplätze am Wormser Königshof, im dunklen Island, im grünen Odenwald und in der Hunnenburg. Aus zwei Latten und einer langen, weißen Stoffbahn entsteht ein Schiff, das gleiche Tuch wird Kulisse für die Königsgemächer in der doppelten Hochzeitsnacht am Wormser Hof.

Wo der Film Heerscharen von Bühnenbildnern und Kulissenbauern braucht, reichen der jungen österreichischen Schauspielertruppe karge Mittel (Ausstattung Rafaela Wenzel) und die Kraft der Imagination. Trotz der Reduktion auf sieben Figuren (Gerhard Greiner ein einer Doppelrolle als Siegfried und Etzel) und der Rasanz der Bilderfolge haben Steinwender und Schuh das Kunststück geschafft, die bisweilen verworrene Handlung der Sage schlüssig zu erzählen. Und sie haben das Risiko nicht gescheut, den schweren Dramenstoff der Tragödie mit skurrilen und komischen Elementen und Musik anzureichern. So präsentiert Dietrich von Bern (Andreas Baumgartner) gleich zu Beginn eine Rap-Version von »Uns wird in alten Mären Wunder viel gesagt…« und König Gunter (Mathias Schuh) schmettert auf Brautfahrt gen Island »Ich brech die Herzen der stolzesten Fraun«.

Eine Gratwanderung zwischen Komik und Tragik mit Blick auf das Freilicht-Publikum, das Gags und pfiffige Regieeinfälle schätzt. Zur Posse abrutschen lässt Regisseur Markus Steinwender seine Inszenierung jedoch nicht, und beschränkt die komischen Elemente daher bewusst auf den ersten Teil. Im zweiten Teil »Kriemhilds Rache« setzt der Regisseur dagegen auf die tragischen Elemente, lässt die Burgunder sehenden Auges in ihren Untergang reisen und bebildert das blutige Ende in einer stummen Schwertkampf – Choreografie als schier endlose Wiederholung von Hauen und Stechen in gleißendem Zerhacker-Licht.

Darüber legt Steinwender die historische Tonaufnahme Hermann Görings, vom 30. Januar 1943, der eine zynische Parallele zieht zwischen den Burgundern in Etzels brennender Halle und den erschöpften, ausgehungerten, letzten Resten der 6. Armee in Stalingrad. Hier spannt der Regisseur den Bogen vom 800 Jahre alten Urtext zu dessen Rezeptionsgeschichte. Zeigt, wie die fiktiven Heroen als nationale Vorbilder benutzt und missbraucht werden.“
Bote vom Untermain, 17.07.2000

Über das Stück

Es könnte eine Komödie der Ehre, Treue und Liebe werden. Doch durch einen Streit wird es eine Tragödie des Verrats, Neids und Hasses. Das Schicksal der unlösbar miteinander verbundenen Menschen nimmt seinen angekündigten Lauf.